Leitantrag 22. Parteitag

Leitantrag an den 22. Parteitag der DKP

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B. Der Kampf der Kommunistinnen und Kommunisten in der Bundesrepublik Deutschland

I. Das Ziel der DKP ist der Sozialismus/Kommunismus

Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit bleibt der grundlegende Klassenwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaft. Seine Lösung erfordert die sozialistische Revolution.

„Die sozialistische Gesellschaftsordnung setzt die Erringung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen Werktätigen voraus. Sie gründet sich auf das gesellschaftliche Eigentum an allen wichtigen Produktionsmitteln, an den Finanzinstituten und Naturressourcen. Sie ermöglicht damit die planvolle Nutzung und Mehrung des gesellschaftlichen Reichtums zum Wohle der Allgemeinheit und die immer bessere Befriedigung der wachsenden kulturellen Bedürfnisse.“
(Programm der DKP)

 

Der Sozialismus ist nicht denkbar ohne

  •  die Vergesellschaftung der wichtigsten Produktionsmittel und die Enteignung der wichtigsten kapitalistischen Unternehmen,
  • die Errichtung einer sozialistischen Demokratie unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, die sich dafür neue politische Herrschaftsinstrumente schafft, den alten kapitalistischen Staatsapparat mit seinen Machtorganen radikal ersetzt, zum Teil umbaut und auflöst und die fähig ist, diese neue proletarisch-sozialistische Demokratie zu verteidigen,
  • die gesamtgesellschaftliche Planung der Produktion nach den Bedürfnissen der Mehrheit der arbeitenden Menschen.

Der Sozialismus bildet eine historische Übergangsetappe zur klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus. Wie lange diese Übergangsetappe dauern wird, lässt sich nicht vorhersagen. Alle Erfahrungen zeigen, dass dies ein längerer historischer Entwicklungsweg ist, auf dem es Rückschritte geben kann und wird, sogar Konterrevolutionen, wenn die kommunistisch-sozialistischen Kräfte ihre Verbindung zur arbeitenden Bevölkerung verlieren und sich von den Bedürfnissen der Werktätigen entfremden.

Der Sozialismus wird verschiedene Etappen seiner „Reifung“ durchlaufen müssen. Er ist kein Paradies auf Erden. Es gilt noch das Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“. Erst der Kommunismus wird sich nach dem Prinzip entwickeln: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“

Die vielfältigen Erfahrungen und Errungenschaften des realen Sozialismus, insbesondere die aus der UdSSR und der DDR, aber auch seine Fehler und Deformationen sind ein unverzichtbarer Teil unseres historischen Erbes und unserer Identität als Kommunistische Partei. Das verträgt sich weder mit der bürgerlichen Totalitarismusdoktrin noch mit den verschiedenen Ausformungen des „linken“ Antisozialismus und Antikommunismus unter der Fahne des angeblichen Kampfes um die Menschenrechte und des sogenannten Antistalinismus, dem es nicht um die notwendige Aufarbeitung von Fehlern, Deformationen und Verbrechen geht, sondern der in seinem Kern auf den Leninismus zielt.

 

II. Die „antimonopolistische Strategie“ der DKP heute

Wir wissen aus der langen Geschichte der kommunistischen Bewegung, dass der Sozialismus nur erkämpft werden kann, wenn die politische und ökonomische Macht des Monopolkapitals gebrochen wird. Großkonzerne, Großbanken, die Finanzoligarchie und der mit ihr verflochtene Staat bilden das Machtzentrum des heutigen Kapitalismus.

Das Monopolkapital ist das strukturbestimmende Wesensmerkmal des Imperialis­mus. Deshalb müssen sich alle strategischen Überlegungen und Anstrengungen gegen dieses Zentrum richten. Antiimperialistischer und antimonopolistischer Kampf sind die entscheidende Form des antikapitalistischen Kampfes auch im hochentwickelten imperialistischen Deutschland. Die antimonopolistische Strategie soll an den revolutionären Bruch heranführen und im Sinne der allgemeinen Überlegungen zur Stamokap-Theorie und der Kritik Lenins am „linken Radikalismus“ den „Übergang“ zur sozialistischen Umwälzung vorbereiten. Zwischen der antimonopolistischen und der antikapitalistischen Orientierung gibt es keinerlei Gegensatz.

Die Bedeutung des Kampfs um eine „Wende“

Bei den außerparlamentarischen Aktionen der Friedensbewegung, der Gewerk­schaften, von Elterninitiativen oder Aktionen Jugendlicher, von Initiativen gegen Neo­nazismus, gegen Verschlechterungen im Bildungs- und Gesundheitswesen, gegen Privatisierungen, Demokratieabbau und Freihandels­abkommen, gegen Umweltzerstörung steht nunmehr seit Jahrzehnten die Verteidigung früher er­kämpfter sozialer Errungenschaften und demokratischer Rechte im Mittel­punkt. Diese sind durch die anhaltende neoliberale Gegenreform und die damit
ein­ hergehende Rechtsentwicklung bedroht. Die Abwehrkämpfe gegen Ver­schlechterungen überwiegen. Diese Defensive, in der sich die Arbeiterbewegung und die demokratischen Kräfte befinden, ist die andere Seite der Offensive des Monopolkapitals.

Daher heißt es in unserem Programm: „Unter den gegebenen Bedingungen werden Abwehrkämpfe im Zentrum einer ganzen Kampfetappe stehen. Schon in diesen Auseinandersetzungen wird es nur dann wirkliche Erfolge geben, wenn ein qualitativ neues Niveau bei der Mobilisierung der Arbeiter und Angestellten in den Betrieben und Verwaltungen, der Erwerbslosen, der Rentner, aller von der Demontage sozialer und demokratischer Errungenschaften Betroffenen, wenn ein neuer Aufschwung der Friedensbewegung und anderer demokratischer Bewegungen erreicht werden kann. Zugleich können und müssen in den Kämpfen um die Verteidigung des Erreichten die Kräfte gesammelt werden für fortschrittliche Reformen, für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt.“
(Programm der DKP)

Die „Wende“ ist unser nächstes strategisches Etappenziel im Rahmen der anti­monopolistischen Gesamtstrategie. Sie ermöglicht den Übergang der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten von der Defensive zur Offensive, vom gegenwärtig über­wiegenden Abwehrkampf zur Durchsetzung demokratischer Alternativen, nicht nur punktuell, sondern zunehmend im gesellschaftlichen Maßstab.

Das für eine Wende nötige Niveau des außerparlamentarischen Drucks der Bevölkerung zu erreichen ist nicht einfach. So erfreulich es auch ist, dass sich in einigen entwickelten kapitalistischen Ländern derzeit linke Wahlbewegungen formieren – für die Durchsetzung einer Wende in Richtung Fortschritt werden Wahlen und Wahlergebnisse keinesfalls ausreichen. Die Gefahr einer Anpassung auch linker Regierungen an die neoliberale Politik ist angesichts von Krisen und Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals und angesichts der immer schärfer werdenden internationalen Konkurrenz heute noch größer als in früheren Perioden, in denen das internationale Kräfteverhältnis erheblich günstiger war.

Als Kommunistinnen und Kommunisten der Bundesrepublik Deutschland haben wir uns besonders mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass von der Stärke der deutschen Großkonzerne ein massiver Druck in Richtung reaktionärer Lösungen nicht nur im eigenen Land, sondern in der gesamten EU ausgeht, deren Länder nach dem Vorbild der Schröderschen Agenda 2010 und der Merkelschen Austeritätspolitik zugunsten von Konzernen und Banken geformt werden. Die gesellschaftlichen und politischen Kräfteverhältnisse in unserem Land zu Lasten des Monopolkapitals zu verändern, würde den Spielraum der Arbeiterbewegung deshalb nicht nur bei uns, sondern zugleich in anderen Ländern vergrößern und ist daher auch unsere wichtigste internationalistische Pflicht.

Der staatsmonopolistische Kapitalismus von heute ist um ein Vielfaches aus­gereifter und komplexer als vor 100 Jahren. Noch mehr als damals stellt er die unmittelbare materielle Vorbereitung der nächsthöheren sozialistischen Ge­sell­schaft dar. Zugleich ist die imperialistische Bourgeoisie aber noch erfahrener und auch brutaler im Umgang mit einer klassenkämpferischen Arbeiterbewegung und den ihr sich anschließenden Bündniskräften geworden. Die imperialistische Bourgeoisie wird bei jedem Schritt, der in dieser Etappe in Eigentumsrechte eingreift, der an die Einschränkung, die Enteignung und die Vergesellschaftung großkapitalistischen Eigentums heranführt und in dem sie damit eine sozialistische Gefahr wittert, den allerheftigsten Widerstand mobilisieren.

Die Schwächephase der Kommunistischen Parteien ist in vielen Ländern nach dem Sieg der Konterrevolution in den sozialistischen Ländern Europas und der Sowjetunion noch nicht überwunden. Die starke moralische und politische Kraft der Sowjetunion, die über viele Jahrzehnte ein deutliches Hindernis gegenüber dem Imperialismus bildete, fehlt. Der DKP fehlt insbesondere die Kraft, die der erste sozialistische deutsche Staat als Gegengewicht gegenüber dem deutschen Imperialismus über 40 Jahre entwickelte.

Nicht zufällig konnten die Herrschenden ihren harten neoliberalen Kurs so eisern beibehalten. Er ist Ausdruck der Tiefe der Krise des Kapitalismus und der Schwäche antikapitalistischer Kräfte. Das kann aber nicht heißen, auf den Kampf um demokratische und soziale Reformen zu verzichten. Der Konfrontation mit der Macht des Monopolkapitals darf nicht ausgewichen werden, sondern auf sie muss orientiert werden. „Das erfordert zumindest Eingriffe in die Verfügungsgewalt des Kapitals und wirft die Eigentumsfrage auf. Herkömmliche soziale und demokratische Reformen rücken so näher an die Notwendigkeit grundlegender antimonopolistischer Umgestaltungen heran.“
(Programm der DKP)

In der gegenwärtigen Etappe des Abwehrkampfs gegen Verschlechterungen be­nennen wir daher demokratische Alternativen und weitergehende Teil- und Über­gangsforderungen, die die scheinbar unbegrenzte Macht der Monopole einschränken und durch deren Realisierung neue Spielräume im Kampf um die Entmachtung des Großkapitals erschlossen werden könnten. Dabei werden wir nie unser langfristiges sozialistisches Ziel verschweigen. Wir begründen und propagieren die Notwendigkeit des Sozialismus und üben Solidarität mit allen Ländern, die ihn aufbauen oder die eine sozialistische Entwicklung anstreben.

Die „Wende“ wäre der Beginn der Durchsetzung sozialer Reformen und demo­kratischer Alternativen auf breiter Front und wäre auf Seiten der herrschenden Klasse mit einem Zurückweichen verbunden. Ob und in welchem Tempo dieser Stopp der Offensive des Kapitals und der Übergang von der Defensive der antikapitalistisch-antimonopolistischen Kräfte zur Offensive zu weiteren Schritten bis hin zum revolutionären Bruch mit der Macht des Monopolkapitals führt und ob der Bruch in einer oder in mehreren Etappen erfolgt, hängt allein vom Kräfteverhältnis der Klassen ab. Es hängt ab von der Stärke und Reife, die die Arbeiterbewegung und ihre Verbündeten im Verlauf des Kampfes entwickeln sowie von weiteren konkreten subjektiven und objektiven Bedingungen, die im Einzelnen nicht vorhersagbar sind.

Gewiss zählen dazu die organisatorische Kraft und der Einfluss der DKP als stark in der Arbeiterklasse und in der Gesellschaft zu verankernder und einheitlich handelnder Partei. Eine abgekapselte Kaderorganisation ist dazu nach allen Erfahrungen der Klassenkämpfe nicht in der Lage.

Die Sammlung der Kräfte für grundlegende Veränderungen findet bereits in den heutigen Abwehrkämpfen statt. Ihr Erfolg, ihre Stärke und Qualität entscheiden über Tempo und Ausmaß künftiger revolutionärer Umbrüche. Defensivkämpfe und die längerfristige Vorbereitung einer eigenen Offensive der Arbeiterbewegung und ihrer Verbündeten sind keine getrennten Aufgaben und strategischen Optionen. In den gegenwärtigen Verteidigungskämpfen werden sich auch die Kräfte für weitergehende Kampfetappen formieren.

Diese Wende ist die Voraussetzung dafür, dass sich in einer Phase verschärfter ökonomischer und politischer Kämpfe ein solches Kräfteverhältnis entwickeln kann, durch das eine Kampfetappe erreicht wird, die – wie Lenin sagt – „noch kein Sozialismus, aber schon kein Kapitalismus mehr (ist). Das ist ein gewaltiger Schritt zum Sozialismus, ein derartiger Schritt, dass man … von diesem Schritt schon nicht mehr ohne eine unerhörte Vergewaltigung der Massen zum Kapitalismus zurückkehren könnte.“
(LW 25, S. 371)

Es geht also um den Beginn einer deutlichen Schwächung und Zurückdrängung, aber zunächst noch nicht um die endgültige Überwindung der Macht der herrschenden imperialistischen Großbourgeoisie. Es ist eine Kampfetappe, in der die entscheidenden Schlachten um die politische Macht und um die Verfügung über die wichtigsten Produktionsmittel erst begonnen haben und noch nicht entschieden sind.

Diese Phase stellt eine Heranführung an die proletarische Revolution dar, sie ist Bestandteil des einheitlichen revolutionären Prozesses und keineswegs ein eigenständiges gesellschaftliches Stadium, wie es immer wieder von opportu­nistischen Kräften suggeriert wird.

 

III. Unsere Kampfziele und Kampffelder

Heute gilt es die dringendsten Probleme der arbeitenden Menschen aufzugreifen, Aktivitäten zu unterstützen oder zu initiieren und Forderungen aufzustellen, die geeignet sind, diese Probleme anzugehen und zugleich einen Beitrag zu leisten, um auf mittlere Sicht Kräfteverhältnisse zu verändern. Wir wollen die Bereitschaft unter den werktätigen Menschen erhöhen, die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Unsere Vorschläge für politische und ökonomische Kampf­felder, auf denen sich die reale Dialektik von Defensive und Offensive entfalten kann, enthalten zugleich kurz- und längerfristige Ziele.

 

1. Strategisches Ziel ist es, die Offensive des Imperialismus zu bremsen und zu stoppen und zu einer Politik des Friedens und der Abrüstung, zu demokratischem und sozialem Fortschritt zu kommen.

Das bedeutet nicht, die Illusion eines reform- und friedensfähigen Kapitalismus zu haben. Es heißt zunächst einmal „nur“ für die Beendigung von Kriegen und die Verminderung der Gefahr des Abrutschens der Menschheit in immer mehr Kriege und Katastrophen zu kämpfen. Es geht darum, den Imperialismus der USA, der EU, Deutschlands sowie die NATO, das zentrale militärische Instrument der führenden Imperialismen, an der Unterwerfung anderer Staaten zu hindern.

Dies wird nicht durch Appelle an die Vernunft der Herrschenden erreicht. Es erfordert breite außerparlamentarische Bewegungen und Kämpfe, in denen wir als Kommunistische Partei den Zusammenhang zwischen Kapitalismus-Militarismus- Kriegsgefahren vermitteln müssen. Wenn das nicht gelingt, sind alle Vorstellungen von weitergehenden sozialen und politischen Veränderungen illusorisch.

2. In und mit der Friedensbewegung stehen wir aktuell vor der Herausforderung, die aktuelle Aufrüstungsrunde hin zu 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts abzuwehren und in diesen Abwehrkämpfen die Kräfte zu sammeln, die in der Lage sind reale Abrüstung durchzusetzen.

Es geht uns um das Ende aller Auslandseinsätze der Bundeswehr, das Verbot von Rüstungsexporten und den Rückzug und den Austritt aus der NATO. Es geht uns um den Abzug aller Atomwaffen und Drohnen aus Deutschland und das Ende der Militarisierung. Wir wehren uns gegen Bundeswehrwerbung im öffentlichen Raum und insbesondere an Schulen und Universitäten, gegen Kriegshetze und die Konstruktion von Feindbildern.

Der Vormarsch der NATO an die Grenzen der Russischen Föderation, der Ausbau der NATO zum globalen „Anti-Terror-Bündnis“ zur Führung neokolonialer Kriege und zur Zerstörung unliebsamer Staaten ist ebenso zu beenden wie der Ausbauder EU zu einer Militärmacht.

3. Anstelle von Sanktionen, militärischer Einkreisung und Stellvertreterkriegen fordern wir, Beziehungen der gleichberechtigten Kooperation zur Lösung globaler und sozialer Probleme aufzubauen. Frieden in Europa kann es nur zusammen mit der Russischen Föderation geben. Chinas Infrastrukturprojekt „One Belt One Road“ (Neue Seidenstraße) kann die Entwicklung und Kooperation zwischen Asien, Europa und Afrika fördern.

Wirtschaftsabkommen, die die Ungleichheit in der Welt vergrößern, indem sie die eigenständige Entwicklung armer Länder zugunsten der reichen imperialistischen Zentren behindern, lehnen wir prinzipiell ab.

Es geht uns um das Ende der Militarisierung der EU und der mörderischen Ab­schottung ihrer Außengrenzen. Interventionskriege, Land-Grabbing und Klima­ wandel müssen gestoppt und damit Ursachen für massenhafte Flucht, Vertreibung und Migration vermindert werden.

4. Wir Kommunistinnen und Kommunisten wirken vor allem anderen für die Her­­stellung der Aktionseinheit der Arbeiterklasse. Sie ist die Achse unserer anti­ monopolistischen Strategie. Als Gegenmacht zur Monopolmacht ist sie die Be­dingung für das Zustandekommen einflussreicher antimonopolistischer Bündnisse.

Dabei wenden wir uns gegen sozialpartnerschaftliche Illusionen, gegen die Unter­ordnung der Interessen der Arbeiterklasse unter die Interessen des Kapitals, gegen Standortlogik. Wir treten Antikommunismus, Nationalismus, Faschismus, Fremdenhass, Rassismus und Sexismus entgegen. Wir wirken zugleich gegen die Instrumentalisierung dieser Auseinandersetzungen zur Spaltung der Arbeiter­klasse, zum Beispiel, indem im Kampf gegen Nationalismus nationaler Nihilismus propagiert wird oder die Perspektivangst von Menschen als rassistisch diffamiert wird.

Zentrales Feld des Ringens um die Aktionseinheit sind die Gewerkschaften. Sie sind die „Schulen des Klassenkampfs“. Die Einheitsgewerkschaft entstand als Konsequenz aus der Niederlage der Arbeiterbewegung im Kampf gegen den Faschismus. Wir betrachten sie als historische Errungenschaft, die wir ver­ teidigen. Zugleich geht es um die Stärkung der Gewerkschaften als autonome kämpferische Klassenorganisationen und damit um die Erhöhung ihres Ansehens und ihrer Glaubwürdigkeit.

Die Erfahrungen der Gewerkschaftsbewegung in der täglichen Auseinandersetzung um soziale und demokratische Interessen der Arbeiterklasse bilden eine wesentliche Grundlage für einen erfolgreichen Kampf antimonopolistischer Bündnisse.

5. Bestandteil der Wende zu sozialem Fortschritt ist die Durchsetzung realer Lohn- und Gehaltserhöhungen und die Wiederherstellung der paritätischen Finan­zierung der sozialen Sicherungssysteme. Als die wesentlichen Kampffelder betrachten wir derzeit:

  • den Kampf um die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personal­ausgleich. Dazu gehören
    – kurzfristig die Kürzung der gesetzlich zulässigen regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden und mittelfristig auf 30 Stunden,
    – die Erhöhung des gesetzlichen Mindesturlaubs auf 6 Wochen,
    – die Senkung des Rentenalters auf 63 Jahre und die Wiederherstellung des Rentenniveaus auf 70 Prozent.
  • die Wiederherstellung des Normalarbeitsverhältnisses und den Kampf gegen Prekarisierung – insbesondere vor dem Hintergrund der möglichen Folge­ wirkungen der Digitalisierung. Dazu gehören
    – zunächst die Einschränkung und schließlich das Verbot von Leih- und Zeitarbeit,
    – die Zurückdrängung der so genannten Mini-Jobs,
    – das Verbot von Lohndumping durch Werkverträge
  • den Kampf gegen die Tarifflucht von Unternehmen und für die Allgemein­verbindlichkeit von Tarifverträgen für ganze Branchen
  • den Kampf um mehr demokratische Rechte in Betrieb und Wirtschaft. Dazu gehören
    – die Ausweitung der betrieblichen Mitbestimmung auf Planung und Organisation des Betriebes,
    – die Erweiterung der Mitbestimmungsrechte der Gewerkschaften unter anderem auf die Aus- und Weiterbildung und auf soziale Standards für neue Tätigkeiten
  • den Kampf um die Wiederherstellung der Rechte von Erwerbslosen vor der Agenda 2010 und langfristig die Verankerung des Rechts auf Arbeit im Grundgesetz

6. Der weitere Abbau der Demokratie muss verhindert werden. Gegen Merkels Ideal der „marktkonformen Demokratie“, in der die Konzerne ungebremst agieren, muss sich demokratische Gegenmacht formieren. Sie beginnt mit der Formierung der Arbeiterklasse zu einer Klasse, die um ihre Interessen kämpft.

Die Funktion der sozialen Demagogie der Rechten besteht in der Kanalisierung von Unzufriedenheit und Protest in eine für die Herrschaft des Monopolkapitals ungefährliche Richtung. Die äußerste Rechte fungiert zudem als Reserve des Kapitals für künftige Krisen, in denen die Integrationskraft der bürgerlichen Parteien nicht mehr ausreicht. Der antifaschistische Kampf ist daher Teil des Klassen­kampfes, so wie der Kampf gegen forcierte Ausbeutung, Kriegspolitik und fortschreitenden Demokratieabbau Teil des antifaschistischen Kampfes ist.

Zur politischen Isolierung der Rechtskräfte, insbesondere der AfD als einer Organisation mit einer Scharnierfunktion für den Neofaschismus, sind breiteste Bündnisse auch unter Einschluss bürgerlich-antifaschistischer und demokratischer Kräfte einzugehen, ohne dass wir unsere marxistische Analyse und weitergehende Forderungen aufgeben bzw. auf deren Propagierung verzichten. Maßstab für den Erfolg unserer antifaschistischen Bündnisstrategie ist dabei der Grad der Zurückdrängung des Einflusses rechter Ideologie und Organisationen unter den Werktätigen durch die Mobilisierung für ihre eigenen Interessen gegen das Kapital.

Das wichtigste Bollwerk gegen rechts ist eine Arbeiter- und Gewerk­schafts­be­wegung, die die demokratischen und sozialen Interessen der Lohnabhängigen gegen das Großkapital vertritt und damit einen Gegenpol zur reaktionären Politik verkörpert.

Wir fordern ein konsequentes Vorgehen gegen Neonazis entsprechend dem antifaschistischen Auftrag des Grundgesetzes. Dazu gehören das Verbot und die Zerschlagung der NPD und neonazistischer Organisationen sowie das Einschreiten gegen Kriegs-, Rassen- und Völkerhetze, gegen Diskriminierung aufgrund von Alter, Geschlecht und sexueller Orientierung.

Diese Kämpfe sind für uns dem Wesen nach Teil der antimonopolistischen Kämpfe und Strategie. Sie sollen die Spielräume der imperialistischen Bourgeoisie und deren soziale Basis einengen. Antifaschistischer, antimonopolistischer und sozialistischer Kampf bilden für uns somit eine eng verbundene Einheit.

7. Demokratische Einflussnahme und Kontrolle erfordert Gegenmacht in Form hoher Organisiertheit, Mobilisierungsfähigkeit und Kampfbereitschaft der Arbeiterbewegung und ihrer Verbündeten.

Wir verteidigen die Rechte außerparlamentarischen Handelns und wehren uns gegen jede Einschränkung der Koalitions- und Versammlungsfreiheit, des Demonstrations- und Streikrechts. Wir fordern ein umfassendes Streikrecht inklusive des Rechts auf politischen Streik und das Verbot der Aussperrung.

Wir verteidigen die im Grundgesetz verankerten persönlichen Freiheitsrechte und fordern das Ende der Bespitzelung durch in- und ausländische Geheimdienste. Wir wenden uns gegen Berufsverbote für Demokraten und fordern die Aufhebung des KPD-Verbots, der Notstandsgesetze und aller Grundgesetzänderungen, die seine demokratischen Kernbestandteile in Frage stellen. Wir fordern die Rehabilitierung aller Betroffenen des KPD-Verbots, der Berufsverbote sowie von Entlassungen, Rentenkürzungen und Verfolgungen von Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die den Sozialismus in ihrem Land aufgebaut und verteidigt haben.

8. Krisenlasten und Kapitalverwertungsschwierigkeiten dürfen nicht länger auf Städte und Gemeinden abgewälzt werden. Die Offensive des Kapitals stoppen heißt, Zukunftssicherheit für die Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen statt Vermögenszuwachs für Multimillionäre und Milliardäre. Auch dies ist ein wichtiger Teil unseres antimonopolistischen Kampfes.

In den Kommunen wird der Klassenkampf von oben mittels der Schuldenbremse geführt. Öffentliche Mittel werden verknappt und Gemeinschaftsaufgaben durch Privatisierungen und öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) der Kapital­ver­wer­tung zugeführt. Verteuerungen für die Bürger und Demokratieabbau sind die Folgen. Wir wehren uns gegen das Ausbluten der Kommunen, gegen Privatisierung öffentlichen Eigentums und für Rekommunalisierung.

Das Recht auf Wohnen darf nicht der Privatwirtschaft überlassen bleiben. Aus­ reichend bezahlbarer Wohnraum muss durch die Förderung von Wohnungen im öffentlichen Besitz geschaffen werden. Wir fordern eine Rücknahme aller Schulden­ bremsen und mittelfristig die entschädigungslose Streichung der kommunalen Schulden.

9. Im Gesundheitswesen, bei der Bildung und der Altersvorsorge wird be­son­ders deutlich, dass der Kapitalismus alles zur Ware macht. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Bereiche der täglichen Daseinsvorsorge wieder zu staatlichen und öffentlich kontrollierten Pflichtaufgaben werden. Ziel ist es, Patienten und Alten unabhängig vom Geldbeutel eine gute Betreuung und Vorsorge, den Beschäftigen gute Arbeitsbedingungen bei ausreichendem Personal und allen Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Einkommen der Eltern gute Bildungschancen zu eröffnen. Dabei müssen die Organisationen der Werktätigen und der Betroffenen eine organisierende und kontrollierende Rolle spielen.

Das System der betriebswirtschaftlichen Optimierung des Gesundheitswesens ist abzuschaffen. Krankheit und Pflege dürfen nicht länger dem Gewinnprinzip untergeordnet sein.

10. Zur Sicherung der Lebensgrundlagen sind wirksame Konzepte zur Um­ welt- und Klimapolitik notwendig. Die DKP wird bestehende Initiativen und Be­ wegungen unterstützen und sich vor allem für die Verbindung von Arbeiter- und Um­ weltbewegung einsetzen. Ein zentraler Schwerpunkt wird die Arbeit im Bereich der Automobilindustrie sein. Unsere Vorstellungen für einen ökologischen Umbau der Automobilindustrie bieten dafür Grundlagen, ohne dass es dabei zu Massenentlassungen in der Automobilindustrie kommt. Es gilt die Einsicht zu stärken, dass langfristig nur ein Bruch mit der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu dauerhaft wirksamen Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz führen wird.

Wir übersehen in all diesen Vorschlägen nie den Doppelcharakter von Reformen, die objektiv auch immer Elemente der Systemstabilisierung beinhalten. Gleichzeitig sind Reformkämpfe geeignet, die Kräfte des Widerstands zu sammeln: „Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter.“
(Manifest der Kommunistischen Partei)

Wir bleiben nicht bei Reformen stehen, sondern bekämpfen Reformismus und Illusionen.

 

IV. Die Stärkung der DKP

Die DKP hat sich nicht um ihrer selbst willen gebildet. Entscheidend für eine Veränderung der politischen Verhältnisse im Lande ist die Stärkung der Arbeiterbewegung und die Entwicklung klassenbewusster Interessenkämpfe, ist die Entwicklung von Massenbewegungen. Das erfordert eine handlungsfähigere kommunistische Partei, die weitaus stärker in der Klasse, in Betrieben und den Gewerkschaften verankert ist. Um ihre Aufgabe zu erfüllen, braucht die Partei kommunistische Kader. Kader- und Massenpartei stehen nicht im Widers­pruchsverhältnis, sondern in einem dialektischen Zusammenhang.

Die DKP ist die kommunistische Partei in Deutschland.
Sie ist heute zu schwach und zu wenig in der Klasse verankert.
Deshalb ist der Kampf um die Reorganisation und Stärkung der DKP von entscheidender Bedeutung.

(einstimmig beschlossen, Außerordentliche Tagung des DKP-Parteivorstandes am 30. 7. 2017)

 

 

 

 

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